Zahlreiche klinische Studien belegen Nutzen der implantatbasierten Fernnachsorge und ökonomische Vorteile, dennoch fehlt eine vollständige Erstattungsgrundlage
Im Rahmen des fünften Nationalen Fachkongresses Telemedizin im November in Berlin haben Experten aus Politik, Medizin und Wirtschaft unter dem Motto „Telemedizin – Insellösungen als Strategie?“ die Potentiale der Telemedizin im Hinblick auf eine zukunftsgerichtete Gesundheitsversorgung diskutiert. Bei den Gesprächen ist deutlich geworden, dass bereits zahlreiche telemedizinische Anwendungen längst Einzug in den klinischen Alltag gehalten haben. So auch das Home Monitoring. Diese innovative Technologie des Berliner Medizintechnikherstellers BIOTRONIK ermöglicht eine implantatbasierte Fernnachsorge von Patienten mit Herzschrittmachern, ICDs (implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren) und implantierbaren Herzmonitoren. Dabei werden täglich und vollautomatisch Informationen aus dem Herzen an den behandelnden Arzt übertragen. Dadurch kann dieser frühzeitig erkennen, ob sich der Gesundheitszustand seines Patienten verändert und, wenn nötig, schnell eingreifen.
Professor Dr. Steffen Behrens, Chefarzt der Kardiologie am Vivantes-Klinikum Humboldt und Spandau in Berlin, stellt fest: „Die kontinuierliche Beobachtung der Herz- und Implantatfunktion ermöglicht eine Versorgung, die am individuellen Bedarf des Patienten orientiert ist. Ich sehe wichtige Veränderungen des Gesundheitszustandes bereits frühzeitig und kann dann entsprechende Maßnahmen einleiten. Auf diese Weise wird die Sicherheit und auch das Wohlbefinden der Patienten deutlich verbessert.“
Zahlreiche Studien bestätigen den klinischen Nutzen des BIOTRONIK Home Monitoring®. So können Krankenhauseinweisungen und Schlaganfälle vermieden und die Anzahl der inadäquaten Schockabgaben reduziert werden (TRUST1, COMPAS2, ECOST3). In der vor kurzem im renommierten Fachjournal „The Lancet“ publizierten IN-TIME Studie konnte sogar eine Mortalitätsreduktion von über 50 Prozent bei Herzinsuffizienzpatienten belegt werden4. Angesichts der umfangreichen Studienlage empfehlen sowohl die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) als auch die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) die telemedizinische Fernnachsorge zur Schrittmacher-, ICD- und kardialen Resynchronisationstherapie.5,6
Neben der Optimierung der Versorgungsprozesse kann eine implantatbasierte Fernnachsorge auch zu Kosteneinsparungen beitragen (EuroEco)7. Einzelne Krankenkassen haben die Vorteile einer Home Monitoring gestützten Versorgung für ihre Versicherten sowie das damit einhergehende Einsparpotential erkannt und übernehmen die Kosten. Eine regelhafte Erstattung für alle Patienten ist bislang noch nicht gegeben. Handlungsbedarf in Sachen Telemedizin sieht auch der Bundesminister für Gesundheit, Hermann Gröhe, der in seiner Rede zum Haushaltsgesetz 2014 vor dem Deutschen Bundestag erklärt: „Ich habe vor kurzem mit einem Schlaganfallpatienten gesprochen, dessen Herzschrittmacher die entsprechenden Daten permanent an die überwachende Arztpraxis überträgt, die dann die Möglichkeit hat, Vorhofflimmern im Anbeginn, noch bevor Schwierigkeiten überhaupt spürbar sind, zu entdecken und die Medikation darauf einzustellen. Wir müssen bei der Nutzung dieser Formen moderner Medizin vorankommen.“
Referenzen:
1 Varma V et al. Circulation. 2010, 122(4).
2 Mabo P et al. European Heart Journal. 2012, 33.
3 Guedon-Moreau L et al. European Heart Journal. 2013, 34(8).
4 Hindricks G et al. The Lancet. 2014, 384(9943).
5 Müller et al., Kardiologe (2013), 7: 181-193.
6 Brignole M et al. European Heart Journal. 2013, 34.
7 Heidbuchel H et al. European Heart Journal. 2014, 35(42).
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